Die 8.8 Flak – Richard Goebel (2024)

1943 waren 2.132 schwere Flakbatterien in der Heimat im Einsatz. Bis zur weitestgehenden Auflösung der Luftwaffe Ende 1944 wird sich diese Zahl nicht mehr wesentlich ändern. Unter den Augen der schwer leidenden Bevölkerung kämpfte die Flak einen aussichtslosen Kampf ohne das Schicksal in irgendeiner Form wenden zu können. Ende 1943 flogen pro Tag etwa 1.000 Bomber in den Luftraum des Deutschen Reiches ein. Die 8.8 cm Geschütze bildeten dabei das Rückgrat der Flakartillerie.

Die 8.8 cm Flak bildete das Rückgrat der deutschen Luftverteidigung

Geschützbedienung:

K1: Höhenricht-Kanonier

K2: Seitenricht-Kanonier

K3: Lade-Kanonier

K4: Munitions-Kanonier

K5: Munitions-Kanonier

K6: Zündereinstellungs-Kanonier

K7: Munitions-Kanonier

K8: Munitions-Kanonier

K9: Geschützführer
Uffz. oder Wachtmeister

Bereits im Zuge des Polen- und des Frankreichfeldzuges zeigte sich die enge Zusammenarbeit von Luftwaffen-Flakeinheiten und Heeres-Einheiten, z.B. bei der Panzerbekämpfung. Die 8,8cm Geschütze erwiesen sich von Anfang an als höchst effizient im Einsatz gegen gepanzerte Truppenteile. Beim Feldzug der Wehrmacht gegen Frankreich wurde die Flakartillerie aufgrund des stärkeren Gegners wesentlich stärker gefordert, als in Polen. Die Bekämpfung von Erd- und Luftzielen wechselte ständig ab. Tagsüber Sicherung der vorrückenden Panzereinheiten, nachts Sicherung der Feldflugplätze und Verfügungsräume gegen Luftangriffe. Häufig wurden einzelne 8,8cm Geschütze zum Niederkämpfen von Widerstandsnestern in die vordersten Linien gezogen. Diese Geschütze und ihre Mannschaften wurden als Flakkampftrupps bezeichnet.

Den guten Namen, den sich die Flakartillerie im Einsatz an den Fronten erwarb, konnte sie im Kampf und Schutz um den Luftraum des Heimatgebietes leider nicht bewahren. Dies lag weniger am Einsatzwillen der Flaksoldaten und der später eingesetzten Luftwaffenhelfer, sondern vielmehr an unrealistischen Ziele und Aufgaben für diese Waffengattung. Hierin drückt sich die Tragik der deutschen Flakartillerie im Zweiten Weltkrieg aus. An der Heimatfront schien die Flak zu versagen, gerade angesichts der wachsenden Opfer unter der Bevölkerung und dem Untergang kultureller und materieller Werte. Die alliierten Gegner schätzten die Leistung der Flak weitaus höher ein, als die eigene Führung.

Die Hauptaufgabe der Flak bestand darin, gemeinsam mit den Jagdfliegern, die Luftherrschaft zu sichern. Im Rahmen der Heimatluftverteidigung sollte die Flak besonders die Industrien und andere strategisch wichtige Infrastrukturen im Reich (Verkehrsknotenpunkte, Energieversorgung, Häfen, usw.) schützen und die Unversehrtheit garantieren. Den Erfolg konnte man auf zwei Arten messen: Die Anzahl der Abschüsse als objektives Kriterium, aber wichtig wurde es besonders im Zuge der immer massiveren Luftangriffe Formationen durch starkes Feuer zum Abdrehen auf die Schutzobjekte zu bewegen. Die schwere Flak sollte den Höhenkampf gegen Bomber führen, die leichte Flak den Objektschutz durchführen. Zur Erfüllung des Kampfauftrages standen der Flakartillerie im Laufe des Krieges nur Rohrwaffen zur Verfügung. Die Entwicklung von defensiven Raketenwaffen steckte noch in den Kinderschuhen.

8.8cm Geschosse

Die 8.8 Flak – Richard Goebel (1)

Das am weitesten verbreitete und bekannteste Geschütz in der Luftverteidigung war die 8,8cm „acht-acht“. Bei der 8,8 cm handelte es sich um das Standardgeschütz der schweren Flak-Batterien der Luftwaffe. Sie wurde in den Versionen 18; 36; 37 und vereinzelt 41 eingesetzt. 1941 war die Entwicklung der 8,8cm Flak 41 abgeschlossen. Damit wurden die bereits guten Leistungen der Vorgänger-Versionen 18; 36 und 37 noch einmal deutlich erhöht. Die Schußhöhe wurde um sagenhafte 5.000 Meter gegenüber den Vorgänger-Versionen gesteigert. Die Version 41 hatte bereits einige weiterentwickelte Elemente des als Nachfolge gedachten 10,5cm Geschützes. Doch wurde die Version 41 nicht sehr häufig ausgeliefert, da der Bau aufgrund des höheren Stahlverbrauchs pro Geschütz gestoppt wurde. Erst im Frühjahr 1944, als bereits eine deutsche Stadt nach der anderen in Schutt und Asche versank, wurde die Fertigung wieder aufgenommen. Die maximale Schusshöhe betrug ca. 10.000 Meter. Etwas alle drei Sekunde konnte eine 16 kg schwere Granate verschossen werden. Je länger der Luftkrieg über Deutschland tobte, umso ineffizienter wurde die „herkömmliche“ 8,8 jedoch aufgrund ihrer Höhenbeschränkung. Die immer höher fliegenden Bomberverbände der Alliierten waren für sie nicht mehr effizient erreichbar.

Nahaufnahme 8.8cm Geschütz

Die 8.8 Flak – Richard Goebel (2)

Der Aufbau einer Flakstellung war immer weitgehend identisch. Stadtnahe Batterien lagen meist im Ödland oder auf einer Wiese/Acker. Im Abstand von etwa 20 Metern auf einem Kreis befanden sich die Geschützstellungen hinter mannshohen Erdwällen. Hinter jedem Erdwall lag jeweils ein Geschütz. Vier, sechs manchmal auch mehr Geschütze pro Stellung. Die Erdwälle waren mit schmalen Eingängen versehen. Innerhalb dieser Umbauung waren Aussparungen für die Granaten. Der große Munitionsbunker lag weiter entfernt. Während des Gefechtes mußten dann sog. Hilfswillige, meist gefangene Russen, die Munition zu den Geschützen schleppen – unter höchster Gefahr. In einiger Entfernung lagen die Hauptbeobachtungs- und Kommandostation, die sog. B-1. Auf einer ebenfalls hinter einem Erdwall geschützten Plattform stand das Kommandogerät mit einer Meßbasis von 4 Metern. Dieses wurde von mehreren Soldaten, im Verlauf des Krieges ergänzt um Luftwaffenhelfer bedient. Jede dieser Personen war mit Meßarbeiten beschäftigt. Dieses komplexe Instrument war die Seele der Batterie. Von hier wurden Schussdaten automatisch ermittelt und an die Geschützführer weiter gegeben. Etwas weiter entfernt lag die B-2 oder Umwertung. Hier wurden Daten anderer Batterien „umgerechnet“. Außerdem gab es im Verlauf des Krieges noch ein sog. Funkmeßgerät, manchmal FuMG oder aber FMG abgekürzt. Dies war der Vorläufer des heutigen Radars. Eine Flakstellung bestand zudem aus Unterkunftsbaracken für Offiziere, Unteroffiziere, Soldaten und Luftwaffenhelfer, einer Waffen- und Gerätekammer, einer Kleiderkammer, einer Kantine, einer Schreibstube und Toilettenanlagen.

1./634 Stellung bei Nürnberg

Die 8.8 Flak – Richard Goebel (3)

Zur Bedienmannschaft eines 8,8 Geschützes in einer Flakstellung gehörten acht Kanoniere und ein Geschützführer, meist ein Unteroffizier. Der K-1 war der Höhenrichtkanonier und musste durch Drehen des Handrades die durchgegebenen Werte vom Kommandohilfsgerät einstellen, der K-2 der Seitenrichtkanonier musste dasselbe für die Seitenwerte (Azimut) tun. Der K-3, der Ladekanonier, musste mit seiner linken Hand den Haltering des Zündstellbechers/Zünderstellmaschine herunter drücken, die Patrone mit beiden Händen aus dem Zündstellbecher herausnehmen und sie mit der rechten Hand in das Geschützrohr einführen. Da dies die körperlich schwerste Aufgabe war, wurden hier nicht selten Schmiede, Bauern oder Schwerathleten eingesetzt. Der K-4 und der K-5 waren Munitionskanoniere, der K-6 saß an der Zünderstellmaschine und musste durch Drehen und Kurbeln die vom von der unterirdischen Funkmesszentrale gemeldeten Werte so einstellen, dass die entsprechend eingestellte Patrone das Hauptgeschoss in der richtigen Höhe zur Explosion brachte. K-7 und K-8 waren Munitionskanoniere.

Die 8.8 Flak – Richard Goebel (2024)
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